J.C. Nyíri (Budapest):
 

Konservativ sein im Zeitalter des Internets*
 
 

Soll Konservatismus mehr sein als eine gefühlsmäßige Abneigung gegen Neuerungen oder eine Nostalgie nach vergangenen, meist gar nicht selbst erlebten, ja in Wirklichkeit niemals existierenden Zeiten, muß derselbe eine funktionale Theorie des Bewahrens darstellen inmitten spontaner oder gewollter gesellschaftlicher Veränderungen. In diesem Sinne definierte Gerd-Klaus Kaltenbrunner den Konservatismus als "die Einsicht in die Bedingungen intakter Institutionen und nichtkatastrophischen sozialen Wandels, wobei die Materie dessen, was jeweils institutionalisiert und umgewandelt wird, von der konkreten historischen Situation abhängig ist".(1) In diesem Sinne meinte Robert Musil, daß nur "wenn man schöpferisch ist", ist "[k]onservativ sein ... statthaft";(2) daß "die Heilung" nicht "regressiv gesucht" werden kann. "Dem entbundenen Menschen", schrieb Musil 1923 in seinem Essay "Der deutsche Mensch als Symptom", werden "die alten Bindungen empfohlen: Glaube, Vorwissenschaftlichkeit, Einfachheit, Humanität, Altruismus, nationale Solidarität, staatsbürgerliche Unterordnung: Preisgabe des kapitalistischen Individualismus und seiner Geistesart. ... Man glaubt, einen Verfall heilen zu müssen. - Ganz selten wird erkannt, daß diese Erscheinungen ein neues Problem darstellen, welches noch keine Lösung gefunden hat; ich kenne", fuhr Musil fort, "kaum eine Darstellung, welche diese Problematik der Gegenwart einmal als ein Problem, ein neues, auffassen würde und nicht als eine Fehllösung."(3) Und in diesem Sinne wies Hermann Lübbe 1983 auf die zeitgenössische konservative Empfehlung hin, derzufolge "weil Traditionen in einer dynamischen Zivilisation ein sehr knappes Gut" seien, man "mit Traditionen, die noch lebendig geblieben sind", schonend umgehen sollte. Lübbe schlägt durchaus keine "Rückbindung" vor "an Traditionen, die sich längst aufgelöst haben". Wie er schreibt: "Der Ausgangspunkt konservativer Kulturtheorie ist gerade die Einsicht, daß der Dynamik aktueller sozialer und kultureller Entwicklungen die Geschwindigkeit komplementär ist, mit der heute Traditionen veralten. In Teilbereichen unserer gegenwärtigen Lebenswelt veralten sie sogar rascher als neue Traditionen sich bilden lassen, erfahrungsbewährte Lebensformen also, die kraft generationenüberdauernder Geltung schließlich den Status kultureller Selbstverständlichkeiten gewinnen."(4)

Ich möchte hier Argumente anführen, um die Funktionalität und damit die Bewahrungswürdigkeit von gewissen Elementen der heutigen Lebenswelt darzulegen, welche von der weltweiten Computervernetzung, also vom Vorherrschendwerden einer neuen Technologie der Kommunikation bedroht sind, wobei auf diese Elemente auf längere Sicht eigentlich auch die neue Technologie nicht verzichten kann. Und zwar muß ich hierzu zunächst den Begriff der Tradition etwas enger fassen, als dies Lübbe tut. Vernetzte Kommunikation, und elektronische Kommunikation überhaupt, gehört zu einer Kultur, für welche die Bezeichnung sekundäre Mündlichkeit geläufig worden ist. Diese Kultur folgt, als eine vierte geschichtliche Phase, auf die drei Phasen der primären Mündlichkeit, der Schriftlichkeit und des Buchdruckes. Die Geschichte der Kommunikationstechnologien ist zugleich eine Geschichte vom Bewahren und Übertragen des gesellschaftlichen Wissens.(5) In einer primär mündlichen Kultur, in der die Technik der Schrift noch überhaupt nicht oder nur ganz rudimentär - als Gedächtnishilfe, aides-mémoire, wie etwa die Knotenschrift der Inkas - vorhanden und das Wort ausschließlich Gesprochenes und Gehörtes ist, wird das gesellschaftliche Wissen in leicht memorisierbaren Formeln, durch ständige Wiederholung von autoritativen Texten, eben durch Tradition gespeichert. Es gehört zur Natur der Tradition, der Überlieferung, daß ihr Wahrheitsgehalt nicht bezweifelt werden darf - würde doch der Zweifel eben jene unvermittelte Hingabe des Zuhörers zerstören, ohne welche das Einschärfen des Gehörten nur unvollkommen erfolgen könnte. Die Unbezweifelbarkeit des übermittelten Textes wird durch die Fiktion einer unveränderten Weitergabe von Generation zu Generation, ja eines letzten Endes göttlichen Ursprungs legitimiert und durch die Elemente des Feierlichen und Rituellen betont.

Tradition im genauen Sinne des Wortes ist also eine funktionale Einrichtung der Wissensaufbewahrung in präliteralen Kulturen.(6) Das traditionelle Wissen ist allerdings unkritisch: können doch mündlich überlieferte Texte nur sehr begrenzt auf innere bzw. gegenseitige Konsistenz überprüft werden. Demgegenüber führt die Schriftlichkeit, eine Technologie, die das Festhalten vom Gesagten, den Vergleich von verschiedenen Texten, die Frage nach der strengen Identität bzw. Differenz von Aussagen zuerst ermöglicht, zur Idee des Widerspruchs und der Kohärenz, zum kritisch-rationalen Denken. Die volle Entfaltung dieses neuen Denkens erfolgt allerdings erst im Zeitalter des Buchdruckes. Das Zeitalter der Manuskripte ist immer noch ein überwiegend mündliches; Texte sind schwierig zu erstellen und teuer zu beschaffen, sie können als Endpunkt und Wiederanfang der oralen Kommunikation dienen, nicht aber als ein Ersatz derselben. Der Buchdruck erschafft nicht nur die Möglichkeit der selbständigen Bildung, sondern auch, mit seinem Reichtum an Büchern, an verläßlich-gleichbleibenden Texten, mit seinen standardisierten Chronologien und Taxonomien, die Idee einer tendenziell einheitlichen Wissenschaft sowie überhaupt des kumulativ-kritischen Wissens, des modernen historischen Bewußtseins. Traditionen büßen, im Zeitalter des Buchdruckes, ihre Funktionalität weitgehend ein.

Welche Rolle können nun Traditionen im Zeitalter der sekundären Mündlichkeit und insbesondere in dem des Internets spielen? Das Internet ist das allmählich alles umgreifende und alles durchdringende Kommunikationsmedium der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur der Informationsgesellschaft. Das World Wide Web bietet viele Zehnmillionen Seiten von geschriebenen, oft auch Bilder, ja auch Töne enthaltenden Dokumenten an. Diese Dokumente sind nicht immer erbaulich. Grundsätzlich dürfen wir aber das Internet als eine riesige, und jeden Tag gewaltigere Sammlung von wertvollen Kenntnissen betrachten. Zugleich ist es freilich auch Schauplatz von Informationen von Person zu Person: die primäre Form des Netzgebrauches ist die elektronische Korrespondenz. Es ist bemerkenswert, daß seit der Verbreitung von E-mail die Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen, die Freundschaften sowie die im persönlichen Kontakt zustandegekommenen kollegialen Beziehungen weit weniger unter der eventuellen physischen Distanz leiden, als dies früher der Fall war. Und natürlich gibt es die vielen Bekanntschaften, die durch E-mail entstehen und dann zu persönlichen Begegnungen führen.

Nun fällt auf, daß die Schriftlichkeit des Internets zugleich auch gewisse Züge der Mündlichkeit aufweist. Der Stil einer typischen E-mail Botschaft etwa ist weniger jenem eines Briefes, als dem eines Telefongesprächs ähnlich. Wie es der Wiener Philosoph Herbert Hrachovec formuliert: "Elektronische Post ist ... blitzgeschwind unterwegs und dieses Tempo wirkt auf die Schreibenden zurück. Sie können es nicht erwarten, die 'message' wegzuschicken. Zahllose Tippfehler - um von Gedankenlosigkeit zu schweigen - belegen, daß es als wichtiger erfahren wird, schnell weiterzumachen, als sich Zeit zur Korrektur zu nehmen. Und kaum, daß das Ding versandt ist, ist es bereits archiviert, d.h. Vergangenheit. ... Die permanente Aktualität des Mediums hat unablässige Veralterung des Inhalts zur Folge."(7) Hier muß unterstrichen werden, daß überhaupt der digitale Text dem handgeschriebenen oder gedruckten gegenüber grundsätzlich unbeständig ist. Nimmt der Autor Veränderungen vor, verschwinden die alten Textteile spurlos; auch die Autorität des Autors schwindet dahin, kann doch der Leser dessen Text jederzeit umschreiben. Die im Web auffindbaren Dokumente besitzen ebenfalls eine nur relative Permanenz - die Besucher der Web-Seiten interessieren sich ja vor allem für die aufgefrischten, neuen Informationen.

Traditionen, sagten wir, sind Institutionen der Wissensaufbewahrung in präliteralen Gesellschaften. Sie sind sogar mehr als das: unter Bedingungen der Präliteralität bilden Traditionen jene "unbeweglichen Bezugsrahmen", um einen Ausdruck von Halbwachs zu verwenden,(8) ohne welchen Kommunikation auf einer begrifflichen Ebene schlechthin unmöglich ist. Begriffliches Denken beruht auf der Sprache; und die Sprache, zeigte Wittgenstein, beruht auf der Übereinstimmung in Lebensformen - sowie auf der Übereinstimmung in gewissen grundlegenden Meinungen. Diese Übereinstimmung muß eine ganz fundamentale sein, keineswegs eine, über die man diskutieren könnte - sie ist vielmehr die Basis jeder Diskussion. "Zur Verständigung durch die Sprache", sagt Wittgenstein, "gehört nicht nur eine Übereinstimmung in den Definitionen, sondern (so seltsam dies klingen mag) eine Übereinstimmung in den Urteilen."(9) Schon damit der Mensch sich irre, betont Wittgenstein in einem seiner letzten Aphorismen, muß er mit der Menschheit konform urteilen.(10) Man muß, schreibt er, "gewisse Autoritäten anerkennen ..., um überhaupt urteilen zu können"(11); Autoritäten, wie z.B. unsere Schule,(12) oder unser überkommenes Weltbild;(13) Grundlagen,(14) gegenüber welchen jeder Zweifel hohl ist.(15) Wittgenstein spricht von "Angeln", die "feststehen müssen", von Tatsachen, die "in das Fundament unseres Sprachspiels eingegossen" sind.(16) Solche Gewißheiten zeigen die Richtung, in die "man gleichsam zu einem Treffen mit den anderen [eilt]".(17)

Nun beziehen sich Wittgensteins Argumente, allgemein gesprochen, eher auf die rein mündliche, als auf die geschriebene Sprache;(18) und wir behaupteten, daß Traditionen mit dem Entstehen der Schriftlichkeit und insbesondere des Buchdruckes ihre Bedeutung weitgehend verlieren. Die Beständigkeit von Traditionen wird von der Beständigkeit des gedruckten Textes ersetzt. Heute wird aber eben der gedruckte Text von digitalen Dokumenten und audiovisuellen Medien verdrängt. Letztere sind nicht sosehr beständig, als vielmehr veränderlich, fließend und kurzlebig. Heißt das nun, daß in dieser neuen Welt elektronischer Vernetzung Traditionen wieder einmal möglich, wünschenswert oder nötig werden würden? Die Antwort lautet: im strengen Sinne des Wortes sind Traditionen heute weder möglich noch wünschenswert. Sie sind nicht möglich, weil sie solche intergenerationellen Verhältnisse und solche Verhältnisse von Autorität voraussetzen, welche in unserer heutigen postmodernen Welt unvorstellbar wären. Und sie sind nicht wünschenswert, weil sie das rationale Denken beeinträchtigen. Es war David Riesman, der bereits in den neunzehnhundertfünfziger Jahren hierauf aufmerksam machte. Die Parallelen zwischen der mündlichen Weitergabe und dem Film betrachtend, schrieb er: "Bücher bringen eine Distanz und kritische Attitüde mit sich, die in einer sich auf das gesprochene Wort stützenden Gesellschaft unmöglich sind. Man kann über eine Rede nachträglich nochmals nachdenken, aber man kann sie sich nicht rückwärts und vorwärts wieder anhören - das heißt, der Schreibende kann nachgeprüft werden in einer Weise, die beim Sprecher oder ... beim Filmproduzierenden unmöglich ist. ... Wenn sich eine ganze Gesellschaft darauf verläßt, was die Einzelnen im Gedächtnis behalten können, kann sie kaum vermeiden, sich auf die Kunstgriffe des Demagogen und des Dichters zu verlassen, nämlich auf Reim, Rhythmus, Melodie, Struktur, Wiederholung."(19) Und Mitte der achtziger Jahre konnte Milan Kundera von der "unwiderstehlichen Flut überlieferter Ideen" sprechen, "welche - in Rechner eingetragen, durch die Massenmedien propagiert - bald zu einer Kraft zu werden drohen, die jeden originalen Gedanken zerschmettern und damit das eigentliche Wesen der europäischen Kultur ersticken werden."(20) Nichtsdestotrotz: In einer Welt dahinschwindender Unveränderlichkeiten, sind Traditionen nicht, dennoch, notwendig?

Die Antwort - nochmals - ist, daß das empfundene Bedürfnis für konstante, oder zumindest verhältnismäßig unveränderliche Bezugsrahmen, Rahmen, in denen unsere Identität, Werte und Präferenzen untergebracht werden können, nicht Traditionen im herkömmlichen Sinne des Wortes heraufbeschwören sollte. Als Alternative schlage ich hier einen Bezugsrahmen nicht von Traditionen, sondern von spezifischen Stabilitäten vor, die ich im Kontrast zu den spezifischen Fluiditäten/Virtualitäten von vernetzter Kommunikation artikuliere, und zwar: wirkliche Örtlichkeiten; unveränderliche Dokumente; persönliche Beziehungen.

Der erste Punkt also: das Problem der Beständigkeit von Lokalitäten. Wir wollen hier gleich festhalten, daß das Lokale selbst global konstituiert ist. Diese Behauptung mag befremdlich klingen. "Lokal" bedeutet ja soviel wie örtlich; und ein Ort, würde man meinen, ist eben geographisch und physisch definiert, nicht etwa durch entfernte Beziehungen bestimmt. Der Schein trügt. Versteht man unter einem "Ort" mehr als die bloßen geodetischen Koordinaten, so läßt sich bald zeigen, daß Örtlichkeiten gesellschaftliche Konstruktionen sind. Die Skyline, das Heimatdorf, die liebliche Kleinstadt oder die schöne Naturlage: sie sind aus Erinnerungen, Bekanntschaften, Aktivitäten und Idealen aufgebaut. Natürlich gehören auch Steine, Flüsse usw. zu ihrer Substanz; aber eine Ruine etwa kann sowohl als Baumaterial als auch als Touristenattraktion aufgefaßt werden, und das Donauknie wäre kaum derselbe Ort geblieben, wenn dort jenes umstrittene Kraftwerk doch verwirklicht worden wäre. Der Begriff des Orts läßt sich als ein Treffpunkt, als ein Kreuzungspunkt von Aktivitätsräumen, von Verbindungen und gegenwärtigen Beziehungen, von Einflüssen und Bewegungen auffassen. In der Formulierung von Doreen Massey: "Was einem Ort seine Besonderheit gibt, ist ... die Tatsache, daß derselbe aus einer besonderen Konstellation von gesellschaftlichen Beziehungen konstruiert ist, die sich an einem besonderen Punkt treffen und kreuzen. ... Orte sollte man sich nicht als umgrenzte Gebiete vorstellen, sondern als artikulierte Momente in Netzwerken gesellschaftlicher Beziehungen und Auffassungen, wobei sich ein Großteil dieser Beziehungen, Erfahrungen und Auffassungen auf eine weitaus größere Fläche ausdehnt, als der Ort, den wir zu definieren uns gerade entschließen."(21)

Wenn auch aber Örtlichkeiten global und gesellschaftlich konstituiert sind, ist die Idee eines neuen Lokalismus keineswegs illusorisch.(22) Durch die globale Vernetzung entsteht eine neue Gemeinschaftlichkeit: einerseits im virtuellen Raum - andererseits aber auch im physischen, nämlich im örtlichen.

Betrachten wir zunächst den virtuellen Bereich. Wir haben bereits angedeutet, daß E-mail-Beziehungen durchaus nicht unpersönlich sein müssen. Man sollte hier ein für allemal mit dem Mythos aufräumen, daß der leidenschaftliche Netzbenutzer in der Wirklichkeit ein Einzelgänger oder gar Sonderling sei. Im Gegenteil: hingebungsvolle virtuelle Aktivität und hingebungsvolle reell-menschliche Tätigkeit gehen erfahrungsgemäß miteinander einher. Zweitens läßt sich erkennen, daß das Netz die Möglichkeit zur Existenz von Gemeinschaften bietet, die sonst überhaupt nicht, oder nur mit großen Schwierigkeiten und schwacher Effizienz zustandekommen bzw. fortbestehen könnten: die verschiedensten religiösen oder säkularen Subkulturen, aber auch ethnische Gruppen. Das Netz scheint die sich im Nachteil befindenden Kulturen und insbesondere die kleinen Sprachen eher zu schützen, als zu vernichten. Wie dies Geoffrey Nunberg unlängst schrieb: "Während eines halbstündigen Spazierganges rund ums Netz fand ich neulich Diskussionsgruppen in mehr als sechzig Sprachen, worauf ich aufhörte zu zählen. ... Wenn man den Leuten eine Chance gibt, liegt ihnen weniger daran, das Netz in ein Weltforum zu verwandeln, als zu einem Gartenzaun."(23) Die Diaspora, die Einwanderer, die durch Grenzen von einander abgeschnittenen ethnischen Minderheiten - sie alle können nunmehr in intensivem virtuellem Kontakt bleiben.

Keine virtuelle Gemeinschaft besitzt indessen die kohäsive Kraft von wirklichen Gemeinschaften. Gérard Raulets Studie aus den achtziger Jahren, "Die neue Utopie",(24) hat eindringlich auf die Kluft zwischen symbolischer "Interaktivität" und reeller gemeinschaftlicher Interaktion hingewiesen. Virtuelle Kommunikation setzt wirkliche Grundlagen voraus: die Bürger des McLuhanschen "globalen Dorfes" müssen letzten Endes auch Mitglieder tatsächlicher Gemeinschaften sein. Solche Gemeinschaften sind, unter anderem, die lokalen Gemeinden. Zugegeben, daß Lokalitäten gesellschaftliche Konstruktionen sind: besitzen nicht die Örtlichkeit, das physische Territorium, dennoch eine besondere Bedeutung im Leben der Gruppe und des Einzelnen? Eine solche Bedeutung ergibt sich aus dem Umstand, daß der physische Rahmen des alltäglichen Daseins zum Teil eben ortsgebunden ist und sich nur durch dauerhafte ortsbezogene Anstrengung errichten und aufrechterhalten lässt. Gebäude,(25) Straßen, Kanalisation; die Wasserqualität des Teichs; eine Gegend mit niedriger Kriminalität; aber auch die Population - des näheren die Leute, die man dort kennt, mit denen man verkehrt; die Sprache; und natürlich die eigene Geschichte, die einen mit dem Ort verknüpft. Dies alles sind relative Konstante in einem Fluß des sich global-gesellschaftlich ständig Wechselnden. Um solche Konstante geht es, wenn man von Ortsgemeinde und Lokalpolitik spricht.

Nun der zweite Punkt: das Problem der Unveränderlichkeit von Dokumenten. Soll Information als Wissen gelten, muß dieselbe in einen Kontext gestellt sein. Im Falle von persönlicher, face-to-face Kommunikation ist ein solcher Kontext durch die Situation gegeben, in welcher sie eingebettet ist. Im Falle von geschriebenen, insbesondere gedruckten Texten wird der Kontext für die einzelnen Abschnitte im allgemeinen von der weiteren textuellen Umgebung, gegebenenfalls vom ganzen Buch, ja oft sogar von der Bibliothek, in der das Buch steht, geliefert. Das gedruckte Buch vermittelt, wie dies McLuhan zu sagen pflegte, eine bestimmte Perspektive - die Perspektive seines Autors. Liest man oder blättert man durch ein Buch, spaziert man die Regale einer Bibliothek entlang, oder geht man gar eine Katalogkartei durch, gewinnt man ein Gefühl der Orientierung, die das elektronische Medium weit weniger vermittelt. Soll unser Wissen ein kohärentes sein, so müssen wir irgendwie wissen, was wir wissen, wir müssen einen Überblick, ein memorisiertes Schema unseres Wissens besitzen. Man erinnert sich visuell an gewisse wichtige Textabschnitte; an das Layout der gedruckten Seite in einem Buch, oder an den Standort eines Bandes in der Bibliothek. Liest man oder überfliegt man Texte auf dem Bildschirm, wird ein solcher Überblick kaum entstehen.(26)

Da ist auch noch der Kontext der Zeitlichkeit. Bereits die bloßen physischen Merkmale eines Buches und der Bücherreihen in einer Bibliothek erzeugen einen solchen Kontext. Wie es Sven Birkerts so schön formulierte: "our sense of the past ... is in some essential way represented by the book and the physical accumulation of books in library spaces. In the contemplation of the single volume, or mass of volumes, we form a picture of time past as a growing deposit of sediment; we capture a sense of its depth and dimensionality."(27)

Während Bücher ein Gefühl der Solidität vermitteln, sind elektronische Texte fließend, flüchtig. Genau wie, in der Regel, das Gesprochene weniger kohärent ist als das Geschriebene, ist ein auf dem Bildschirm formulierter Text weniger kohärent als ein zu Papier gebrachter. Der Grund dafür leuchtet ein. Man bewahrt Kohärenz, indem man Texte miteinander und Textteile innerhalb eines Textes vergleicht. Auf dem Bildschirm können solche Vergleiche in einem nur sehr begrenzten Maße vorgenommen werden. Ein synoptisches Bild von allen zugänglichen und relevanten Dokumenten, oder gar bloß von einem einzigen längeren Dokument, kann nicht gewonnen werden. Es wird schwierig, Widersprüche zu erkennen, bzw. die Einheit des Textes aufrechtzuerhalten. Ein Abnehmen der logischen Strenge ist das unvermeidbare Resultat. Die Art des Denkens, die in der Welt der digitalen Textverarbeitung entsteht, ist flüssig, fragmentarisch, von einer dahinschwindenden Einheit der Perspektive gekennzeichnet. Mit der Verbreitung von networking vertiefen sich die Probleme.

Ich komme zum dritten Punkt, möchte aber hier noch eine Zwischenbemerkung einfügen. Wir sprachen oben von der Notwendigkeit, wirklichen Lokalitäten zuzugehören; und jetzt von der Notwendigkeit, die Welt der Druckschriften nicht aufzugeben. Nun war eines der wesentlichsten Resultate des Buchdruckes das Entstehen von Nationalsprachen, während dem lokalem oder territorialem Prinzip auf der Ebene der politischen Organisationsform eben das staatliche Prinzip entspricht.(28) Das konservative Korollarium, bei dem wir hier überraschenderweise angelangt sind, heißt also: Die globale Computervernetzung sollte nicht die Institution des Nationalstaates untergraben.(29)

Der dritte Punkt, kürzer, als es geboten wäre: das Problem der Beständigkeit menschlicher Beziehungen. Ich habe bereits auf Raulet's die virtuelle Interaktivität mit tatsächlichen sozialen Interaktionen kontrastierende Analyse hingewiesen. Wir sollten auch an die im wesentlichen konsistenten Resultate einer imponierenden Reihe empirischer Untersuchungen erinnern, die zeigen, daß Telekommunikation, wie sehr dicht und multidimensional die Netzwerke auch sein sollten, nicht die Effektivität, geschweige denn die emotionelle Wirkung persönlicher Begegnungen haben.(30) Es wurde festgestellt, daß, wo andere Kontakte nicht vorhanden waren,Telefonverbindungen freilich einen Unterschied machten,(31) daß aber Telefonate, im Gegensatz zu face-to-face Begegnungen, verhältnismäßig ungeeignet zur Erschaffung neuer Verknüpfungen waren. Telefonkontakte sind wirksam, wenn sie sich auf ein Hintergrundwissen früherer persönlicher Begegnungen stützen können und wenn sie regelmäßig von solchen verstärkt werden.(32) Dasselbe Muster gilt, wenn die Techniken von E-mail und Videokonferenz zugänglich werden.(33) Die Effektivität von Videokonferenzen ist niedrig, wenn sie nicht von face-to-face Konferenzen unterstützt werden; E-mail Korrespondenz verläuft im Sand, wenn sie nicht durch persönliche Begegnungen ergänzt oder zumindest durch Telefonate und/oder Videokontakte belebt wird.

Ich fasse zusammen. Ein funktionaler Konservatismus will bewahren, um zu bewirken, daß gewisse als wünschenswert erachtete Veränderungen tatsächlich in die als wünschenswert erachtete Richtung führen sollen. Die durch die Globalisation grundsätzlich ermöglichte wirtschaftliche Rationalität und ideologische Offenheit, und insbesondere das durch das Kommunikationsmedium der globalen Informationsgesellschaft, also durch das Internet in Aussicht gestellte multimediale Wissensreichtum können zu leeren Verheißungen werden, wenn unsere physische, kognitive und menschliche Umgebung nicht ein Mindestmaß an spezifischen Beständigkeiten aufweist. Sich für das Erhalten solcher Beständigkeiten einzusetzen ist ein sinnvolles und realistisches konservatives Programm. Es ist möglich, sich an einem Ort ein ständiges Zuhause einzurichten, sich für die Nachbarschaft zu engagieren, an ortsgebundenen Anstrengungen, an lokalen Bildungsanstrengungen teilzunehmen, und teilzunehmen an Bemühungen, die gegebene Örtlichkeit den globalen Netzwerken anzuschließen. Es ist möglich, im Rahmen der eigenen intellektuellen Tätigkeit das Können im digitalen Medium und in bezug auf networking mit einem Engagement für Bücher(34) und mit dem Bestehen auf printouts und hardcopy Versionen zu verknüpfen. Es ist möglich, im eigenen intellektuellen Umfeld die Idee irgendeines literarischen Kanons aufrechtzuerhalten - die Idee von "lokalen Kanons", in Fowler's glücklicher Formulierung,(35) oder von "miniaturisierten Traditionen", wie es Bolter weniger treffend ausdrückt.(36) Und es ist möglich, eine Art Gleichgewicht zwischen unseren virtuellen und reellen Begegnungen anzustreben, ja bestrebt zu sein, viele der letzteren zu lohnenden, reichhaltigen und beständigen Bekanntschaften zu gestalten.



 
ANMERKUNGEN
 
 

Mein gegenwärtiger Beitrag stellt eine Art Rückkehr zu einer Haltung dar, die ich zuerst in meinem Essay "Wittgenstein's New Traditionalism", Acta Philosophica Fennica 28/1-3 (1976), zu artikulieren versuchte und an der ich noch während meines ersten Alexander von Humboldt-Forschungsaufenthaltes an der Ruhr-Universität Bochum, 1986-87, festhielt. Das Buch, das aus meinem zweiten AvH-Forschungsaufenthalt ebendort, 1990-91, hervorgegangen ist, Tradition and Individuality: Essays (Dordrecht: Kluwer, 1992) schlug eine andere Richtung ein, ließ aber - wie ich jetzt mit einiger Erleichterung feststelle - die Möglichkeit eines späteren Umdenkens immerhin offen. Hieß es doch im Vorwort: "I have come to believe that it is the medium of writing which creates, historically and psychologically, a space for individual, critical thinking. But one can have doubts about how far this space extends; how deeply it permeates social interactions; whether the written word will retain, in the future, the role it has now. And to the extent that communication remains pre-literal, or becomes post-literal, the issue of traditionalism still appears to be a living one."

1. Gerd-Klaus Kaltenbrunner, "Der schwierige Konservatismus", in: Kaltenbrunner (Hrsg.), Rekonstruktion des Konservatismus, Freiburg i.B.: Rombach, 1972, S.45.

2. Robert Musil, Tagebücher, Aphorismen, Essays und Reden, hrsg. von Adolf Frisé, Hamburg: Rowohlt, S.219.

3. Robert Musil, Gesammelte Werke in neun Bänden, hrsg. von Adolf Frisé, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1978, Bd.8, S.1357 und S.1382. Oder wie es im Essay "Das hilflose Europa", 1922 verfaßt, hieß: "Wenn man verkündet ..., unsrer Zeit fehle die Synthese oder die Kultur oder die Religiosität oder die Gemeinschaft, so ist das kaum mehr als ein Lob der 'guten alten Zeit', da niemand zu sagen vermöchte, wie eine Kultur oder eine Religion oder eine Gemeinschaft heute aussehen müßten, falls sie die Laboratorien und Flugmaschinen und den Mammutgesellschaftskörper wirklich in ihre Synthese aufnehmen und nicht bloß als überwunden voraussetzen wollten" (ebd., S.1087).

4. Hermann Lübbe, "'Neo-Konservative' in der Kritik", Merkur 1983/6, S.624f.

5. Ich folge hier vor allem der Arbeit von Walter J. Ong: Orality and Literacy: The Technologizing of the Word, London: Methuen, 1982. Vgl. auch die Werke von Eric Havelock: Preface to Plato, Cambridge, Mass.: 1963; The Greek Concept of Justice: From Its Shadow in Homer to Its Substance in Plato, Cambridge, Mass.: 1978; The Literate Revolution in Greece and Its Cultural Consequences, Princeton: 1982; The Muse Learns to Write: Reflections on Orality and Literacy from Antiquity to the Present, New Haven: 1986; sowie Jack Goody und Ian Watt, "Konsequenzen der Literalität", in: Goody (Hrsg.), Literalität in traditionalen Gesellschaften, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1981.

6. Vgl. J.C. Nyíri, Tradition and Individuality: Essays.

7. H. Hrachovec, "Intimität in der Mailbox", in: U.M. Ernst, Ch. Annerl und W. Ernst (Hrsg.), Rationalität, Gefühl und Liebe im Geschlechterverhältnis, Pfaffenweiler: Centaurus, 1995, S.44.

8. Maurice Halbwachs, Das Gedächtnis, Berlin: 1966, S.49 (ursprünglich: Les Cadres sociaux de la mémoire, 1925).

9. Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, Teil I, §242.

10. Ludwig Wittgenstein, Über Gewißheit, §156.

11. Ebd., §493.

12. Ebd., §§47, 664.

13. Ebd., §94.

14. Ebd., §449.

15. Ebd., §312.

16. Ebd., §§343 und 558.

17. Ludwig Wittgenstein, Bemerkungen über die Grundlagen der Mathematik, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1974, S.195.

18. Vgl. meinen Aufsatz "Schriftlichkeit und das Privatsprachenargument", Deutsche Zeitschrift für Philosophie 40/3 (1992), S.225-236.

19. David Riesman, The Oral Tradition, the Written Word and the Screen Image, Yellow Springs, Ohio: Antioch Press, 1956, S.8.

20. The New York Review of Books, June 13, 1985, S.11.

21. D. Massey, "A Global Sense of Place", Marxism Today, June 1991, S.28.

22. Ausgezeichnete Beobachtungen hierzu insb. bei Raimondo Strassoldo. Wie er schreibt: "Post-modernism is ... marked by a revival of localism. Localism represents one of the possible ways out of anomy, alienation and identity loss, typical of modernity. The New Localism is the search for a refuge from the unsettling confusion of the larger world. ... Post-modern man/woman, just because he/she is so deeply embedded in global information flows, may feel the need to revive small enclaves of familiarity, intimacy, security, intelligibility, organic-sensous interaction... The easy access of the whole world, with just a little time and money, gives new meaning to the need of a subjective center - a home, a community, a locale - from which to move and to which to return and rest. ... Of course ... neo-localism is different from old localism. The essential differences are two. The first is that while old localism was 'primordial', unthinking, the new one is the outcome of free will, conscious choice; the former is 'necessary and natural', the second voluntary and intentional (rational). The second difference is that the old localism tended to minimize contacts with the exterior, to maintain a strong closed boundary, while the new localism is quite aware of the rest of the world, and is quite open to interactions with it." (Strassoldo, "Globalism and Localism: Theoretical Reflections and Some Evidence", in: Zdravko Mlinar, Hrsg., Globalization and Territorial Identities, Aldershot: Avebury, 1992, S.46f.)

23. "In half an hour's wandering around the Net the other day I found discussion groups in more than 60 languages, at which point I stopped counting. ... If you give people a chance, they are less interested in turning the Net into a world forum than a backyard fence." Zitiert in: The Economist, 21. Dez. 1996, S.48.

24. G. Raulet, "Die neue Utopie. Die soziologische und philosophische Bedeutung der neuen Kommunikationstechnologien", in: M. Frank - G. Raulet - W. van Reijen, Hrsg., Die Frage nach dem Subjekt, Frankfurt/M.: 1988. "[D]ie neuen 'Kommunikations'mittel", schreibt Raulet, "[bedeuten] nicht notgedrungen eine Bereicherung und Konsolidierung der individuellen und sozialen Identität ..., sondern [können] sie auch aushöhlen ..., indem sie schwebende Identitäten und anomische Verhaltensweisen mit sich bringen", S.283f.

25. Solche Gebäude nämlich, die eine gewisse Langlebigkeit besitzen. Hermann Lübbe, in seinem Der Fortschritt und das Museum: Über den Grund unseres Vergnügens an historischen Gegenständen (Institute of Germanic Studies, University of London, 1982) zitiert den Architekten Benedikt Huber, laut dem "wenn unsere Wohnquartiere in ihrer Bausubstanz pro Jahr um mehr als zwischen zwei und drei Prozent abgerissen und erneuert werden, sie für ihre Bewohner die für das Lebensgefühl elementare Anmutungsqualität der Vertrautheit verlieren". Georg Simmel, im Kapitel "Der Raum und die räumlichen Ordnungen der Gesellschaft" seiner Soziologie wies darauf hin, daß die Menschen verhältnismäßig stärkere Gefühle der Anhänglichkeit haben zu deutlich strukturierten Plätzen. Wie er schreibt: "An sich liegt kein Grund vor, weshalb der Bergbewohner seine Heimat mehr lieben sollte, als der Flachlandbewohner. Allein das Gefühlsleben verschmilzt allenthalben mit der differenziert-unvergleichlichen, als einzig empfundenen Formation in besonders enger und wirksamer Weise, deshalb mehr mit einer alten, winkligen, unregelmäßigen Stadt als mit der schnurgeraden modernen, mehr mit dem Gebirge, in dem jedes Stück des Bodens ganz individuelle, unverkennbare Gestalt zeigt, als mit der Ebene, deren Stücke alle gleich sind." (Leipzig: Verlag von Duncker & Humblot, 1908, p.622.)

26. "Electronic Networking and the Unity of Knowledge", in: Stephanie Kenna and Seamus Ross, Hrsg., Networking in the Humanities, London: Bowker-Saur, 1995, S.253-282.

27. Sven Birkerts, The Gutenberg Elegies: The Fate of Reading in an Electronic Age, Boston: Faber and Faber, 1994, S.129.

28. Vgl. z.B. Michael Mann, "The Autonomous Power of the State: Its Origins, Mechanisms and Results", in: John A. Hall, Hrsg., States in History, Oxford: Basil Blackwell, 1986.

29. Um hier eine Stelle aus Helmut Schmidts Globalisierung: Politische, ökonomische und kulturelle Herausforderungen zu zitieren: "Es scheint mir leider zwangsläufig, daß die Globalisierung in Wirtschaft und Wissenschaft, im Internet und im Fernsehen, zur Dominanz des amerikanischen Englisch führen muß - man kann auch sagen: des amerikanisch verkümmerten Englisch. Wer sich gegen die globale Dominanz des Amerikanischen wehren will - sei es aus dem Motiv der Bewahrung der eigenen Sprache - , der wird scheitern. Gleichwohl ist aber das Motiv der Bewahrung der eigenen sprachlichen Tradition ein überlebenswichtiges Motiv. Denn wenn die eigene Sprache unterginge oder wenn sie in wenigen Generationen völlig korrumpiert würde, so ginge damit zugleich ein großer Teil der eigenen Kultur verloren - und damit gingen Teile der eigenen Identität verloren. Das muß ja aber keineswegs zwangsläufig so geschehen" (DVA, 1998, S.126f.).

30. Eine bahnbrechende Studie war hier Richard L. Meiers A Communications Theory of Urban Growth, Cambridge, Mass.: MIT Press, 1962.

31. Vgl. z.B. Suzanne Keller, "The Telephone in New (and Old) Communities", in: Ithiel de Sola Pool, Hrsg., The Social Impact of the Telephone, Cambridge, Mass.: The MIT Press, 1977.

32. Vgl. insb. Bertil Thorngren, "Silent Actors: Communication Networks for Development", in: Ithiel de Sola Pool, Hrsg., The Social Impact of the Telephone.

33. Die Wirkung von Telekommunikation auf die städtische und regionale Entwicklung analysierend, schrieb Lionel Nicol 1985: "telecommunications - and, for that matter, the telephone - have traditionally been presented as having a decentralizing influence. The basic argument is that a fundamental effect of better communications is to reduce spatial impedance; that is, the frictional forces that geographical space imposes on the transfer of persons, commodities, and information. ... Yet, despite its impressive advantages, there are no tangible signs that telecommunications may be displacing transportation... Claims to the contrary simply ignore the synergic effects of improved communications on the need for face-to-face contacts that, for institutional or cultural reasons, cannot be handled on-line." (Lionel Nicol, "Communications Technology: Economic and Spatial Impacts", in: Manuel Castells, Hrsg., High Technology, Space, and Society, Beverly Hills, Ca.: Sage: 1985, S.195. Wie es Mitchell L. Moss formulierte: "Although many so-called futurists argue that the electronic cottage will replace the office building and that teleconferencing will replace the in-person meeting, such speculation merely demonstrates a poor understanding of urban functions... ... telecommunications has not reduced the value of the face to face transactions that occur in large urban centres." (Mitchell L. Moss, "Telecommunications and the Future of Cities", Land Development Studies, 3 [1986], S.38f.)

34. Hierauf bezieht sich Helmut Schmidt mit seinem Hinweis auf die "selbsterzieherische Anstrengung", nämlich "die Erziehung zur eigenen Kritikfähigkeit, zur eigenen Urteilsfähigkeit, insbesondere im Zeitalter des globalen Fernsehens und des globalen Internet". (Helmut Schmidt, Globalisierung: Politische, ökonomische und kulturelle Herausforderungen, S.122f.)

35. Robert M. Fowler, "The Fate of the Notion of Canon in the Electronic Age" (1993), Forum 9 (1996), S.151-172, auch als elektronisches Dokument zugänglich unter der Adresse <http://www2.baldwinw.edu/~rfowler>.

36. "There is [a] positive way to view the loss of a stable core for our culture. Although we do lose the satisfaction of belonging to a coherent cultural tradition, we gain the freedom to establish our own traditions in the miniature." (Jay David Bolter, Writing Space: The Computer, Hypertext, and the History of Writing, Hillsdale, N.J.: Lawrence Erlbaum Associates, 1991, S.238.)